In Vorbereitung: Was uns bewegt — Standpunkte junger Menschen Kinder und Jugendliche geben Einblick in ihr Leben, ihre Gedanken, Gefühle und Wünsche; Menschen aus ihrem Umfeld ergänzen die Sicht auf ein Stück Gegenwart. |
2022: Expedition Bayern 2022 — Eine Entdeckungsreise mit Kindern 2020: Auszeit — Impressionen der Coronakrise aus Distanz und Nähe 2019: HEARTBEAT — Dokumentation eines musiktherapeutischen und theaterpädagogischen Gemeinschaftsprojekts von TrommelPower Erlangen mit dem Staatstheater Nürnberg |
gestrandetdas schild |
Kind, du sagstKind, |
Der Sonnenschirm„Was machst du da eigentlich?” Man hätte einen leicht genervten Unterton in dieser an sich harmlosen Frage vernehmen können, wäre das Geschrei der badenden Kinder im angrenzenden Pool auch nur eine Winzigkeit leiser gewesen. Als keine Antwort kommt — vielleicht war sie ja auch im kindlichen Kreischen untergegangen — streckt sich der Mann wieder behaglich auf seiner Liege aus und blinzelt in die Sonne. Doch der Genuss währt nicht lange. Immer wieder stören ihn unangenehme und sehr nahe Geräusche, manchmal fliegt ein dunkler Schatten über seinen gleichmäßig gebräunten, nahezu athletisch anmutenden Körper. |
„Bitte, Schatz, ich möchte keinen Sonnenschirm.” Seine ihm angetraute liebende Ehefrau müht sich schon gefühlte zwei Stunden lang mit dem Schirm ab, doch der will nicht so wie sie. Schweißperlen und eine dicke Zornesfalte zieren ihre Stirn. „Könntest du mir vielleicht mal helfen?”, zischt sie im Clinch mit dem Schirm unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte. Der Mann erkennt sofort, dass seiner Frau geholfen werden muss. Sein Blick geht suchend zum Hotel und, ja, dort erspäht er einen potenziellen Helfer. Würdevoll hebt er den Arm. „Service!” |
iDingsWie jedes Handy lauscht und jedes Knistern |
Das Haus hinter den BäumenDas Haus, das wartend hinter Bäumen steht, |
ApfelkleblingeLieber Apfelfreund, haben Sie sich schon einmal überlegt, wie viel wertvolle Lebenszeit Sie mit dem Abzibbeln von Apfeletiketten verschleudern? — Sie wissen nicht, wovon ich spreche? Ach so, Sie lassen das Ihre Frau machen. Für die ganze Familie. Und sie wird immer ganz hibbelig davon? Könnte es nicht sein, dass sie deswegen so oft Migräne hat? Rechnen Sie doch mal. Das Abzibbeln so eines Kleblings benötigt: Eine Sekunde für das Aufspüren des Kleblings auf der Apfeloberfläche, eine Sekunde für das Finden des winzigen Abzibbelnippels, knapp zwei Sekunden für das Abziehen des Kleblings, locker fünf Sekunden für das Abzibbeln des Kleblings vom Finger und das Deponieren des Kleblings an passender Stelle, etwa zwei Sekunden für das Abreiben des Restklebstoffs vom Apfel und weitere drei Sekunden für das Abwischen der klebrigen Finger an Hose oder sonstwie Ungeeignetem. Bei Ihrer Liebe zu Äpfeln und der großen Liebe Ihrer Frau zu Ihnen macht das im Jahr etwa fünf Stunden unwiederbringlichen Zibbel-Zeitverlust. Denken Sie mal nach. Diese fünf Stunden könnte Ihre Frau stattdessen doch viel besser zum gründlicheren Bügeln der Hemden ihres Göttergatten verwenden — nicht? Oder für andere Dinge, da sie dann ja keine Migräne mehr hätte. Das wäre dann vielleicht auch für Sie als Ehemann ganz nett. Was ist also zu tun? Sie könnten Ihrer Frau vorschlagen, Äpfel nur noch an dem kleinen Obststand auf dem Marktplatz zu kaufen. Bei dem Hutzelweib mit der Laufnase und den schmierigen Fingern. Auf deren Äpfeln sind nämlich keine Kleblinge. Dafür aber anderes. Nein, das wäre keine gute Lösung. |
Oder Sie könnten einen Apfelbaum in Ihrem Garten pflanzen. Wenn der mal groß ist, sind ganz bestimmt keine Kleblinge an den Früchten. Bis es soweit ist, müssten Sie Ihre Apfellust stark einschränken oder — noch besser — auf Bananen umschwenken, da kann der Klebling auf der Schale bleiben. Sie mögen keine Bananen? Sie verabscheuen die laszive Gestik mancher Frauen bei ihrem Verzehr? Möchten als richtiger Mann mit so was unter keinen Umständen in Verbindung gebracht werden? Nun, dann kommt diese Möglichkeit leider auch nicht infrage. Vielleicht aber erkennen Sie nach einiger Zeit, wenn auch widerwillig, den wahren Wert der Apfelkleblinge. Sie sind ein wunderschönes Beispiel für die spielerische Anregung unserer im Alltag abgestumpften Sinne. Sie bringen uns dazu, jeden Apfel wieder als paradiesische Frucht zu erkennen, ihn zu wenden und von allen Seiten aufmerksam zu betrachten. Riecht er nicht wunderbar frisch? Die fruchtig-feste Haptik erweckt in uns die Lust nach anderen prallen Früchten, unsere Fingernägel schieben sich ungeduldig und erwartungsvoll zwischen Klebling und Schale. Das krönende Erlebnis, den Apfel endlich erfolgreich von seinem Klebling befreit zu haben, setzt aufgestaute Energien frei für den unmittelbar folgenden kraftvoll sabbernden Biss. Ich genieße mittlerweile das Abzibbeln und finde, ein Klebling pro Apfel ist viel zu wenig. |