⊕ Leseprobe Lara, fang an!Skurrile Geschichten und Gedichte. Von verrückten Taxifahrern und fliegenden Sofas, vom rasenden Dunkel, von Katzen und Killern. Tiefsinnige Gedanken. Über kleine und große Kinder. Über seltsame Rituale und über Sex unter Fichten. Das Skurrile geht gern inkognito. Dann tut es ganz harmlos und grinst heimlich hinter seiner Maske. Wir begegnen ihm fast täglich, auf der Straße, im Regen, ja selbst auf dem Friedhof. Oft erkennen wir es staunend erst im Rückblick. Da — da war es wieder! Tiefsinniges hat kaum Platz in dieser wirren Welt. Dadurch wirkt es manchmal selbst ein bisschen skurril. Wo beides glücklich zusammenfindet, liegt eine wissende Heiterkeit. Lara, fang an! — Nonnen, Molche, Masernpartys Paperback: 108 S., 8,90 € — Bestellung über den Autor E-Book: ISBN 978-3-8442-5856-1, 4,99 € — Bestellung bei www.epubli.de u.a. |
ErstaunlichWann haben Sie zum letzten Mal gestaunt? Im Zirkus? Bei der Lektüre Ihres Steuerbescheids? Staunen ist uncool. Total uncool. Man trägt seine Überraschungsfestigkeit heute wie Drei Wetter Taft. Unverrüttelbar. Wow!-Effekt unerwünscht. Neulich las ich eine Story in einem vielfach als seriös bezeichneten Wochenblatt. Darin wurde berichtet, dass man sich jetzt gegen das Staunen impfen lassen könne. Ich war überrascht. Wofür sollte das gut sein? Ich fragte meinen Hausarzt. Die Frage verblüffte ihn. Er war wohl noch nicht geimpft. „Staunen ist out”, begann er. „Heute rechnet man mit allem. Unerklärliches und Überraschendes gibt es nicht. Wir wissen, was wie warum passiert. Zumindest tun wir so, denn wir müssen mithalten. Mit einer Impfung gegen das Staunen reihen Sie sich ein in die Avantgarde der Coolness.” Avantgarde der Coolness — worauf Pharmafritzen alles kommen. Die Mich-kann-nichts-und-niemand-Lifestyle-Droge. Mir wurde schlecht. Mit einer Schachtel Pillen in der Hand schleppte ich mich nach Hause. „Nehmen Sie davon dreimal eine”, hatte mein Arzt noch gesagt. |
Ich muss immer mithalten. Ich halte es nicht aus, wenn Andere abgeklärt über Dinge erzählen, die angeblich überhaupt nicht außergewöhnlich sind. Den Nordatlantik in drei Tagen durchschwimmen etwa. Oder jeden Monat ein Kind kriegen. Solche Sachen verblüffen mich immer wieder. Und wenn ich dann erstaunt frage, wie die denn das alles so machen, dann bin ich unten durch, habe null Ahnung und werde nicht für voll genommen. Die Pillen sollen dagegen helfen. Gestern war ich auf einem Empfang einer bedeutenden Universität. Da waren nur Jungakademiker mit gegeltem Haar. Hippe Gestalten mit einem Glas Champagner in der Hand referierten über die Errungenschaften der Nanotechnik. Ich verstehe nichts von Nanotechnik. Aber dass ein Elektromotor mit allem Schnick in eine Körperzelle passt, das hat mich dann doch etwas erstaunt. Die müssen mir das irgendwie angesehen haben. Jedenfalls war ich danach Luft für sie. Ich bin übelgelaunt nach Hause gegangen. Die Pillen haben nicht geholfen. Seit ich geimpft bin, geht es mir besser. Wenn ich eine unglaubliche Geschichte höre, sage ich nur „Eine völlig logische Entwicklung” oder „Ich denke, da müsste noch mehr drin sein.” Oder so ähnlich. Das kommt immer gut. Man lädt mich jetzt wieder öfter ein. Gerade schaute meine Frau kurz rein. Sie zieht jetzt zu ihrem Lover. Cool. |
laras aralaras ara macht krach |
Schau, ein Stau!Sieh, wie sich die Bleche drängen, |